Perchten und Bräuche zur Mittwinterzeit

Dr. Max Schneider präsentierte Perchtenbräuche vor allem im Tiroler Unterland und Zillertal

 Foto:v.l.:Obfrau Herlinde Keuschnigg u. Dr. Max Schneider

Die Obfrau des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums, Herlinde Keuschnigg, konnte am 29. November den Volkskundler Dr. Max Schneider begrüßen, der in Anwesenheit von Mitgliedern des Freundeskreises und des Forum Land Perchtenbräuche vor allem aus dem Tiroler Unterland und dem Zillertal präsentierte. Dr. Max Schneider beschrieb Wissenswertes in seinem Buch „Perchten und Bräuche zur Mittwinterzeit“.

Anfang Jänner sind sie im hinteren Zillertal wieder unterwegs, die Perchten. Man begegnet ihnen meist erst nach Einbruch der Dunkelheit. Da huschen einzelne Figuren, manchmal auch kleine Gruppen von Maskierten, zu Häusern und in die Stuben und Küchen. Meist werden sie schon erwartet. Predigtvorschläge oder Protokolle und Gerichtsurteile geben Zeugnis von den Umtrieben der Maskierten. Aus dem Jahr 1741 liegt beispielsweise eine Anfrage des Herrschaftsverwalters von Fügen an die Obrigkeit vor. Kirchliche Vertreter haben sich über das ausgelassene Treiben der Figuren beiderlei Geschlechts beschwert. Die prekäre wirtschaftliche Situation eines Großteils der Bevölkerung hat sie offensichtlich dazu veranlasst, verkleidet und vermummt Lebensmittel zu erbetteln. Aber nicht nur im Zillertal, sondern ebenso in verschiedenen Inntaler Orten und auch in Alpbach trifft man ähnliche Brauchgestalten. Die „Zillertaler Beechten“ sind leise, tragen Gesichtsmasken und sind rundum verhüllt. Im Gegensatz dazu, bewegen sich im Inntal die „Flitschenbeaschtln“ in ihren massigen Kostümen laut lärmend durch die Dörfer. Perchta wird in historischen Aufzeichnungen oft mit Dämonen und dem Fruchtbarkeitskult in Verbindung gebracht. Die Alpbacher Beaschtn tragen – ähnlich wie im Zillertal – altes Gwand. Allerdings verhüllen sie ihr Gesicht mit langen Flachssträhnen, die von einem weit ausladenden Hut herunterhängen. Den Besuchten wünscht man ein gesundes neues Jahr und kehrt mit dem Besen die Wohnräume, damit Glück und Segen im kommenden Jahr in ein sauberes Haus einziehen können. Auch für die Heiligen Drei Könige soll das Haus gereinigt sein. Aber nicht nur in dieser kleinräumigen Region, mit derart unterschiedlichen Gestalten, findet man zur Mittwinterzeit verschiedenste Bräuche. Auch in Salzburger Gauen, im Berchtesgadener Land oder in Osttirol trifft man gerade zum Jahresende oder am Jahresanfang auf Bräuche mit ähnlichem Brauchhintergrund.

Dr. Heinz Wieser

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